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karin kern kleinInterview mit Karin Kern, Siegerin des Rennsteig-Supermarathons

Der nachfolgende Beitrag sollte eigentlich, ebenso wie ein Interview mit dem Sieger der Männerwertung über 72,7 km, in der neuen Ausgabe der ULTRAMARATHON (II/2014) erscheinen.
Leider stand er erst nach Redaktionsschluss zur Verfügung - aber kein Problem: hier, auf unserer Webseite, ist jederzeit Platz ;)

„Als führende Frau wird man ja gerne mal angequatscht“

Karin Kern aus Tübingen setzte sich 2014 beim Supermarathon durch. Sie bewältigte die 72,7 Kilometer lange Strecke in 6:15 Stunden. Nachdem sie im letzten Jahr in 6:31 Stunden Platz drei erreichte, langte es diesmal für den ganz großen Wurf.

UM: Herzlichen Glückwunsch, Karin, zu Deinem Sieg beim Rennsteig-Supermarathon!

KK: Vielen Dank!

UM: Auf den zwei Fotos, die wir von Dir vor dem Start und während des Rennens gemacht haben, fallen zwei Sachen auf: Zum einen sehen beide Knie frisch in Mitleidenschaft gezogen aus, und zum anderen ist Deine Zunge immer gut in Bewegung. Was hat es damit auf sich?

KK: Ich bin bei ca. Kilometer 60 bei einem Abstieg durch eine kurze Unaufmerksamkeit gestürzt und habe mein Knie und Oberschenkel voll aufgeschlagen, konnte Gott sei Dank weiterlaufen, und war heilfroh, dass es trotzdem zum Sieg gereicht hat. Meine Zunge ist schon über 35 Jahre (solange laufe ich schon) mein "treuer Begleiter":-))) Ich bin schon oft gefragt worden, ob sie noch dran ist....

UM: Dein wievielter Start beim Rennsteiglauf war das?

KK: Das war mein zweiter Start am Rennsteig. Im Vorjahr war es mein erstes Ultrarennen überhaupt. Daher habe ich erkannt, dass mir die "langen Dinger" ganz gut liegen...

UM: Du hast dich im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um 16 Minuten gesteigert. Wie wichtig war das Rennen vom Vorjahr, in dem Du Dritte wurdest? Wo hast Du in der Analyse Schwächen erkannt?

KK: Im letzten Jahr bin ich noch etwas verhalten losgelaufen, dieses Jahr war es etwas besser.

UM: Wie und ab wann hast Du Dich speziell auf diesen Lauf vorbereitet? Gab es Unterschiede in der Vorbereitung im Vergleich zum Vorjahr?

KK: Ich hab mich jetzt nicht speziell auf den Rennsteig vorbereitet, sondern auch auf andere Läufe, die noch kommen... Der Winter war ja dieses Jahr fast optimal zum trainieren. Habe etwas mehr an Umfängen gemacht, als im Vergleich zum Vorjahr.

UM: Hast Du in Deiner Heimat Berge, an denen Du das Berglaufen trainieren kannst? Das scheint ja wirklich eine Wissenschaft für sich zu sein.

KK: Ich wohne optimal in einer Berg-Gegend, und zwar am Fuße des Hohenstaufens. Das ist einer der drei Kaiserberge (Rechberg, Stuifen). Der Schwäbische Albmarathon, der größte Ultralauf Süddeutschlands, führt quasi fast an meiner Haustüre vorbei...

UM: Bist Du die Anstiege im Thüringer Wald komplett durchgelaufen? Oder bist du auch mal in einen schnellen Waking-Schritt verfallen?

Ich bin die Anstiege fast ausschließlich gelaufen, auch wenn es manchmal sehr schwer war. Nach den Verpflegungsstellen bin ich meistens ein paar Schritte gegangen, damit ich mich nicht verschlucke...

UM: Wahrscheinlich hast du mitbekommen, dass sich in diesem Jahr die beiden führenden Läufer beim Marathon verlaufen haben. Wie sicher hast Du Dich auf der Strecke gefühlt?

KK: Es gab eine Passage, da war ich mir auch nicht ganz sicher, da Läufer vor mir in verschiedenen Richtungen unterwegs waren, aber ich hab mich dann für die Richtige entschieden.

UM: Es gibt ja immer Stellen, wo Leute einem zurufen, an welcher Position man liegt. Ab wann war Dir klar, dass Du ganz vorn liegst?

KK: Ich war ja von Anfang an vorne und hab ja deshalb auch den "Bergsprint" bei Kilometer 25,5 gewonnen, von daher wusste ich ziemlich bald, dass keine Frau vor mir war. Nur nach meinen Sturz ist es nochmal ganz schön eng geworden... Aber die Zuschauer haben mich so angefeuert, das hat mich unheimlich motiviert.
 
UM: Hattest Du während des Rennens Zeit zum Smalltalk, oder schließen sich Leistung und Unterhaltung beim Rennen aus?

KK: Leider hatte ich nicht viel Zeit zu einem "Smalltalk", aber ein paar "kurze Silben" waren dann doch noch drin. Als führende Frau wird man ja gerne mal angequatscht.
 
UM: Ich habe die Siegerehrungen nach dem Rennen verfolgt. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit fanden sie statt, und die Platzierten in der Altersklasse haben außer einer Urkunde rein gar nichts bekommen. Gab es noch eine große Siegerehrung mit Tusch und Applaus und richtigen Fotos?

KK: Ja, die Siegerehrung für die Gesamtsieger war voll schön. Ich wurde auch reichlich, in Form von Sachpreisen, beschenkt.

UM: Bist Du zur legendären Party geblieben? Die Stimmung ist ja da doch sehr ausgelassen...

KK: Nein, mein Partner, der ja auch mitgelaufen ist, und ich sind nicht bis zur Partyfeier geblieben.  Ja, irgendwie schade, aber wir hatten einen weiten Nachhauseweg. Deshalb fuhren wir dann doch lieber bälder in Richtung Heimat.

UM: Welche weiteren Laufziele hast Du noch für 2014? Welche Läufe reizen Dich, überhaupt mal an ihnen teilzunehmen?

KK: Ich möchte auf jeden Fall dieses Jahr noch den einen oder anderen Europacuplauf der Ultras machen. Als nahes Ziel hatte ich mir ja Biel vorgenommen, konnte ich aber leider nicht wahrnehmen, da mir ein gemeiner Magen/Darmvirus einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Ansonsten will ich auf jeden Fall auch noch einen "normalen" Marathon laufen. Als Saisonsabschluss auf jeden Fall den Schwäbischen Albmarathon auf meiner Heimstrecke.

UM: Letzte Frage: Was bedeutet Laufen für Dich?

KK: Laufen war schon immer ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Habe schon mit elf Jahren an Wettkämpfen teilgenommen und war im Jugendbereich  im Landeskader auf der Mittelstrecke. Ein Leben ohne das Laufen kann ich mir bis heute nicht vorstellen...

Vielen Dank, Karin Kern, und viel Erfolg für die Zukunft.

Die Fragen stellte Sven Eppelsheimer.

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