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Katharina Hartmuth wird Zweite bei der WM in Innsbruck

Bericht und Bilder von Michael Sommer

Am dritten Tag der World Mountain Trailrunning Championships (WMTRC 2023) gab es gleich zwei Medaillen für Deutschland zu bejubeln. Im Long Trail (86 km / 6.500Hm) gewann Katharina Hartmuth hinter der Französin Marion Delespierre die Silbermedaille für Deutschland. Das zweite Silber errang das deutsche Frauenteam.

Beim Long Trail waren “Steherqualitäten” verlangt. Der Weg führte sie von Neustift im Stubaital ins Zentrum von Innsbruck (Österreich). Neben der Streckenlänge und den Höhenmetern, war es vor allem die Hitze. Als die Läuferschar nach einer Eingangsschleife und den ersten 1.100 Höhenmetern in Neustift bei km 17,5 um 8:30 Uhr durchlief, waren die ersten Gesichter schon von der Hitze gezeichnet. Das Tempo war für die später erwarteten noch heißeren Temperaturen im Bereich des Inntals für sie deutlich zu hoch. Die nächste Herausforderung folgte gleich mit einem 1.200 Hm-Anstieg zur Starkenburger Hütte. 

Bei Halbzeit geht Katharina Hartmuth nach vorne

Schon zu Beginn verblüffte Katharina uns, als sie vor allen anderen deutschen Frauen auf Platz 4 liegend, mit einem Lachen in diesen zweiten Anstieg ging. Vor neun Jahren, als sie mit dem Studium in Atmosphären und Klimawissenschaften an der ETH Zürich begonnen hat, hat sie ihre Leidenschaft fürs Trailrunning entdeckt. Die 27-Jährige hatte sichtlich Spaß beim Laufen. Nach dem Rennen gestand sie, dass sie auch in den Momenten des Leidens versucht zu Lächeln, um so die Herausforderungen zu bewältigen. Später, auf ungefähr der Hälfte der Strecke und dem vierten Anstieg zum Aussichtsrestaurant Hoadl im Axamer Lizum, hatte sie die Tschechin Marcela Vasinova eingeholt, die lange an der Spitze gelaufen war. 

Was dann passierte, verwunderte viele und sieht man bei einer Weltmeisterschaft selten. Die beiden Konkurrentinnen gingen einige Hundert Meter nebeneinander her und unterhielten sich über das Rennen und wie es Ihnen beiden gerade so geht. Die nächsten 25 km lief sie dann an der Spitze. Auch Rosanna Buchauer lief auf die beiden folgenden Französinnen auf und so sah es eine geraume Zeit nach einem 4-Kampf aus. Nach Hosdl und einem weiteren Berg folgte der Abstieg vom Axamer Lizum in Richtung Karwendelgebirge auf die andere Seite des Inns. Hier wurde Katharina dann von der späteren Weltmeisterin Marion Delespierre eingeholt. Sie kämpfte mit Seitenstechen und musste das Tempo deutlich reduzieren. Es lief sogar die zweite Französin Manon Bohard Cailler auf.

Auf der flachen Passage im Inntal machten sie gemeinsame Sache. Im Anstieg auf die Aspachhütte konnte sie das Tempo der Französin mitgehen und sich wieder absetzen. Im folgenden Aufstieg am heißen Südhang oberhalb von Innsbruck sah es sogar aus, als könnte sie sogar wieder nach vorne aufschließen. Doch der Rückstand schmolz langsam und im Downhill ließ die Französin es Laufen. Am Ende lief  Katharina Hartmuth aber überglücklich zu Silber. 

Einzel-Erfolg als Grundlage für Team-Silber

Damit legte Katharina Hartmuth auch die Grundlage für die zweite Medaille, die Team Deutschland an diesem Tag gewann: In der Mannschaftswertung landete sie zusammen mit Rosanna Buchauer (SV Ruhpolding), die in 11:45:58 Stunden Fünfte wurde, und Ida Sophie Hegemann (LG Göttingen; 15./12:16:49 h) in der Gesamtzeit von 35:32:01 Stunden auf dem zweiten Platz hinter Frankreich (34:58:23 h). 

WMTRC23 Rosanna3  WMTRC23 Ida  

Die deutschen Frauen Rosanna Buchauer (SV Ruhpolding) und Ida Sophie Hegemann (LG Göttingen) mit Heimvorteil, da sie in Innsbruck leben, kämpften extrem hart um dieses Teamsilber. Beide hatten mit der Hitze und den Folgen, wie Krämpfen und Magenproblemen zu kämpfen. Natürlich hatten wir als Betreuerteam beim letzten VP ein gutes Argument alles zu geben. „Wenn ich nicht gewusst hätte, dass wir auf Medaillenkurs sind, hätte ich es nicht geschafft.“ sagte Ida. Die starken Leistungen der deutschen Frauen komplettierten Eva Sperger (LG Stadtwerke München) in 12:45:34 Stunden auf Platz 20. Marie-Luise Mühlhuber (LG Oberland wurde Vierzigste in 13:30:56 h.

WMTRC23_Frauen.jpg

Bester Deutscher wurde Hannes Namberger

Keinen guten Tag erwischten gleich drei deutsche Läufer. Der Beste auf der langen Kante und einer der Favoriten, Hannes Namberger, hatte sich viel vorgenommen. Seine Ernährungsumstellung auf mehr Proteinen und Elektrolyte führte an diesem Tag zu sehr langsamen Beinen. Dort kam keine Energie an. Schon in der ersten VP beschloss er auf die alte Ernährung umzustellen, doch dauerte es noch lange, bis er ins Laufen kam. Zwischenzeitlich war er auf Rang 39 zurückgefallen.

WMTRC23 Hannes2  WMTRC23 Adrian

Am Ende finishte der Bundespolizist aus Ruhpolding auf Rang 14 in 10:33:47 Stunden. Wenn er nicht auf der ersten Hälfte schon deutlich den Kontakt zur Spitze vollkommen verloren hätte, wäre deutlich mehr drin gewesen. Sein Lauffreund aus Südtirol Andreas Reiterer führte mehr als 45 km mit mehr als 6 min auf den erst 23-jährigen Franzosen Benjamin Roubiol und sah beim Einstieg in die Nordkette wie der sichere Sieger aus. Der Franzose griff an und beim Gegenhalten bekam Andreas Reiterer dann plötzlich Probleme. So zog Benjamin Roubiol vor dem letzen Gipfel an der Aspachhütte an Reiterer vorbei. Der Italiener hat auf ca. sieben Kilometern rund acht Minuten verloren. Am Ende rettete er 1:23 auf den Slowaken Peter Frano. 

Mit einem gut eingeteilten Rennen belegt Adrian Niski (LG Erlangen) in 11:08:42 Stunden den 34. Rang. Florian Reichert (Ausdauersport für Menschlichkeit) und Alexander Dautel (LG Nord Berlin) gehörten zu den 55 von 177 Athleten, die das extrem schwere Rennen bei warmen Wetter nicht beenden konnten. Bei den Frauen waren es sogar 66 von 135.

Ergebnisse: https://my.raceresult.com/237839/

Der Videostream vom Longtrail (Strecke und Zieleinlauf): https://www.facebook.com/100086878917231/videos/251798270776575



 

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